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ESG-Reporting – Chance statt Verpflichtung

Am 5. Januar 2023 ist die EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) offiziell in Kraft getreten. Damit bricht eine neue Ära der Unternehmensberichterstattung bezüglich nichtfinanzieller Aspekte an. Die CSRD-Richtlinie erweitert die Non-Financial Reporting Directive (NFRD), um sie sukzessive abzulösen. Als Folge steigen die Anforderungen und der Kreis der betroffenen Unternehmen vergrößert sich. Dabei ist der Umfang der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sowie die Anzahl der Unternehmen, die zur Berichterstattung verpflichtet werden, so groß, wie bei keiner anderen Richtlinie. 

Zukünftig sind Schätzungen zufolge 50.000 Unternehmen von der Berichterstattung betroffen, bislang waren es nur ca. 12.000. Insgesamt werden 136 Indikatoren zur Berichterstattung verlangt. Vor allem der Umfang wird für viele Unternehmen, die derzeit noch nicht verpflichtet sind, eine große Herausforderung sein. Die Einführung von verbindlichen ESRS sichert in der Zukunft eine vergleichbare und verlässliche Berichterstattung hinsichtlich ESG-Themen (Environmental, Social und Governance).

Es erfolgt eine phasenabhängige Einführung, die unserer CSRD-Roadmap zu entnehmen ist:

Phase 1: Ab Januar 2024 für bereits NFRD-berichtspflichtige Unternehmen  

Phase 2: Ab Januar 2025 für große Unternehmen, die bislang nicht unter NFRD-Berichtpflicht fallen. Als „großes Unternehmen“ gelten solche, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: 

  • Bilanzsumme > 20 Mio. Euro 
  • Nettoumsatz/Ertragslage > 40 Mio. Euro 
  • Mindestens 250 Mitarbeiter 

Phase 3: Ab Januar 2026 für börsennotierte KMU’s, kleinere Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen 

Die wachsende Bedeutung von ESG-Indikatoren eines Unternehmens sind auf ein Vorantreiben durch die verschiedenen Stakeholder wie Anleger: innen, Verbraucher: innen, Arbeitnehmende und Regulierungsbehörden zurückzuführen. Dies hat den Fokus der Führungskräfte erhöht und ESG-Themen ganz oben auf die Unternehmensagenda gesetzt. Die Erfassung und Berichterstattung von Nachhaltigkeits-Daten ist zwar ein wichtiger erster Schritt, jedoch sollten Unternehmen über die Einhaltung von Vorschriften hinausgehen und sich auf das Risikomanagement und die Leistungsverbesserung im ESG-Bereich konzentrieren, um einen tatsächlichen Mehrwert zu schaffen.

Die Forschung zeigt, dass eine starke ESG-Performance auch die finanzielle Unternehmensleistung steigert. Laut Edelman wählen, wechseln, vermeiden oder boykottieren 64 % der Verbraucher eine Marke aufgrund ihrer Haltung zu gesellschaftlichen Themen. WEF und Marsh McLennan haben herausgefunden, dass 72 % der weltweiten Belegschaft bis 2029 aus Millennials und Gen Z (Menschen geboren zwischen 1981 und 2012) bestehen werden. Diese Gruppen messen ESG-Aspekten eine größere Bedeutung zu als ihre Vorgänger. In einer PWC-Umfrage bestätigen 87 % der Anleger: innen, dass Investitionsentscheidungen davon abhängig gemacht werden, wie Unternehmen mit ESG-Risiken und -Chancen umgehen.  

Damit Chancen und Risiken abgewogen werden können, haben Wir uns dem Thema gewidmet und in die aus Unternehmenssicht folgenden Bereiche aufgliedern können. 

Datenerfassung 

Auf Grund der Vielschichtigkeit der dem ESG-Reporting zugrundeliegenden Daten, bedarf es einer systematischen Erfassung aller notwendigen Informationen (Datenmanagement). Bisher ist jedoch nicht sicher geklärt, in welchem Fachbereich all diese Daten zusammenlaufen. Um dem ESG-Reporting gerecht zu werden, müssen fachbereichsübergreifend Daten erfasst werden. Soziale Kennzahlen, wie die Verteilung von Männern und Frauen im Unternehmen (GRI 405-1), deren Verdienst (GRI 405-2) oder das Verhältnis von Mitarbeitenden zu Vorgesetzten (GRI 402-1) liegen vermutlich im Bereich Human Relations (HR). Andere Kennzahlen, wie der CO2-Ausstoß, wurden eventuell bisher noch nicht erhoben. Hinzu kommen bereits im Unternehmen fest verankerte Kennzahlen, wie die Fluktuation von Mitarbeitenden (GRI 401-1), Steuern (GRI 207-1) oder Informationen über Lieferanten (GRI 414). Diese Vielschichtigkeit erfordert ein strategisches Datenmanagement, vor allem mit Blick auf die daraus resultierenden Möglichkeiten für Unternehmen. Mit Hilfe von CPM-Software (wie z.B. CCH Tagetik), lassen sich Daten aus den verschiedenen Bereichen verbinden. Ob durch Dateneingabeformulare im Web, mit Hilfe von Schnittstellen auf ein Vorsystem oder über den Upload vorgefertigter Templates.

Datenaufbereitung und -analyse 

Eine saubere Datenbasis, konzentriert in einem Tool, ist die beste Grundlage, um Daten im folgenden Schritt aufzubereiten und zu analysieren. Wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt, sollten Unternehmen nicht nur Ihre Pflicht erfüllen, sondern die Chance sehen, die aufgearbeiteten Daten zu nutzen. Als Steuerelement für das Unternehmen lassen sich auch ESG-Daten sehr gut nutzen, um Unternehmensstrategien zu verfolgen und erfolgreich umzusetzen. Der Lagebericht, in welchem die Informationen bereitgestellt werden müssen, spricht von einer ganzheitlichen Unternehmensberichterstattung, die die wesentlichen finanziellen und nichtfinanziellen Aspekte der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Unternehmensleistung abbildet. Mit Blick nach vorne lassen sich ESG-Daten somit nicht nur auswerten und darstellen, sondern auch planen und zur Steuerung verwenden, um so einen materiellen Mehrwert aus den Daten zu generieren. 

Szenarienplanung 

Betrachtet man die Möglichkeiten dieser nach vorn gerichteten Sichtweise, unterstützen CPM-Tools, wie CCH-Tagetik, Unternehmen bei einer möglichen Szenarien-Planung. Im Lagebericht veröffentlichte Kennzahlen haben Einfluss auf die (ESG-bezogene) Reputation eines Unternehmens. Deshalb ist es sinnvoll, auch diese zu kontrollieren, zu planen und Entscheidungen daraus abzuleiten. Mithilfe einer Szenarien- oder Treiberbasierten-Planung (Planung) können die zugrundeliegenden Standards eine enorme Auswirkung auf die zukünftige integrierte Planung haben. Mit dem Fokus auf wesentliche Einflussgrößen des ESG-Bereichs, die Treiber, bleibt der Planungsprozess auch bei zunehmender Datenmenge skalierbar und dynamisch.

Berichterstattung 

Wie bereits in den oberen Kapiteln dargestellt, wird die ESG-Berichterstattung das Datenmanagement, die Analyse und das Reporting komplexer gestalten. Wie aus dem Schaubild 2, ESG-Datenmanagement, ersichtlich ist, liegt die Wurzel des Erfolgs in den Daten. Eine anforderungsgetreue Berichterstattung benötigt stets die neuesten Standards. In einer aktuell volatilen ESG-Umgebung kann nur unter Zuhilfenahme einer CPM-Software gewährleistet sein, die für den Lagebericht notwendigen Standards zu erfüllen. Durch dynamische Berichterstattung, technisch gestützt durch Datenbanken, werden Kennzahlen und weitere relevante Informationen immer getreu den regulatorischen Anforderungen dargestellt, unabhängig davon, ob ein vorgegebenes Framework sich ändert oder ersetzt wird. Des Weiteren stellen regelmäßige Updates der Softwarehersteller den Unternehmen stets eine aktualisierte Version der geltenden Standards zur Verfügung. Unternehmen können sich somit anstatt auf Formalitäten, auf die inhaltliche Berichterstattung konzentrieren.  

Der Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD wird zukünftig ein verpflichtender Teil des Lageberichts sein.

Das soll die Übersichtlichkeit erhöhen und die Bedeutung hervorheben. Die meisten Unternehmen verfügen über eine zuverlässige Datenerfassung und Qualitätskontrolle für Finanzdaten. Für eine zuverlässige ESG-Berichterstattung müssen zukünftig sowohl die Datenerfassung als auch die Qualitätskontrolle im ESG-Bereich ebenso fokussiert werden. Angaben über Kennzahlen, wie den CO2-Fußabdruck, Wasserverbrauch oder Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden von Zulieferern in anderen Ländern zu ermitteln, werden zu einer Herausforderung.  

Die Möglichkeiten im Bereich ESG reduzieren sich aktuell meist auf die Einhaltung der Reporting-Verpflichtung. Dennoch sollten Unternehmen frühzeitig die Chance ergreifen, eine maximale Effektivität im ESG-Bereich zu erreichen, um auch in Zukunft eine stabile finanzielle Performance zu erreichen. Unter Zuhilfenahme verschiedenster Technologien können Daten zusammengefasst, erhoben, zentral aufbereitet, flexibel analysiert und berichtet werden sowie zur Planung und Steuerung verwendet werden.

Autoren: 

Cedric Baran, Senior Consultant und Anna Wildung, Consultant bei der drjve AG. 

Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verügung

Oliver Zimmer

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